Daten zu sammeln ist im Kontext des Lebens Sex. Es funktioniert nur im Tausch gegen die eigenen Daten. Spannend wird Sex durch die Balance zwischen Geben und Nehmen, die im Akt zwischen Protein-Donator und Protein-Akzeptor durch eigentümliche Rituale ihren individuell verrückten Ausdruck findet. © is mine, I, me, mine, I, me, mine.


18. November 2008


Fiktive Rätsel haben den Vorteil, dass man mit ihnen eine Geschichte transportieren kann, die das Problem löst, den Rätsel-Lösenden unbemerkt suggestiv zu manipulieren. Reale Rätsel haben den Vorteil, dass sie Geschichte transportieren. Jede Überlieferung von Geschichte erfordert das Erzählen von Geschichten, die aufhören, neutral die Fakten darzustellen, wo sie Handlungen psychologisch deuten, kausal begründen oder gegen nicht realisierte Alternativen vergleichen. Fiktiv werden diese Geschichten nicht erst dadurch, dass sie nachweisbar den tatsächlichen Verlauf der Geschichte verzerren oder allgemein falsch darstellen, sondern bereits durch die Unterstellung, emotional begründete Auslöser für Ereignisse zu kennen. Die Frage ist also nicht, ob ein Stück erzählter Menschheitsgeschichte fiktiv sei oder nicht, sondern einzig kann nach dem Ausmaß der Fiktion gefragt werden.


Die Polygonismus-Verschwörung ist in ihrer derzeitigen Form zu schwierig, anscheinend nicht lösbar. Vielleicht beruht sie auf einem Paradoxon: Sie erzählt eine Geschichte und sie dokumentiert doch nur Geschichte. Und während sich diese beiden ausschließen, bedingen sie sich hier. Zu viel Geschichtliches bleibt zu dicht verschleiert, zu viele Freiheitsgrade bleiben für verschiedenste Geschichtchen übrig, als dass es „click“ machen könnte. Verschwörung ist nur ein Wort. Theorie, pffft, dazu gehört schon mehr, oder? So, wie es alleine für sich dort steht, kann man tausend madige Hypothesen stricken, aber keine (implizit mit dem Begriff vorausgesetzt: geprüfte und mit den Fakten verträgliche) Theorie.

Die immer wieder in der Geschichtsschreibung anzutreffende Hervorhebung des Motivs, errungene oder ererbte Herrschaft für die eigenen Nachkommen zu sichern, Dynastien zu begründen und als Argumente für den Anspruch dauerhafter Machtausübung Gott und Blut heran zu ziehen, taucht den augenblicklichen Zustand der Erde in ein schummriges Licht.

Apropos Licht: Bildung des Geistes und der Seele im strahlenden Antlitz frommer, fröhlicher und freier Christen wird uns immerhin reichlich geboten. Zum Beispiel in der Zwillingsstadt St. Paul bei den großen Seen und inmitten der vielen kleinen Seen und gleich am Rande des Johanna Sees liegt idyllisch das Northwestern College. Nicht ganz billig, aber fast alle dort haben Stipendien, sind also von ihren Sponsoren abhängig während des Studiums. Die Frage ist, ob wir aus dieser Einrichtung Kenntnisse gewinnen können, die uns der Lösung von Rätsel 4 näher bringen, denn die Parole des NWC lautet immerhin „Beleuchte den Weg“.

Also angeschnallt! Aber wo? Wo machen wir unseren eigenen Standpunkt fest, wo ankern wir geistig, während wir uns hinein wagen in die Geschichte? Im Orient? Im Abendland? Am Besten in unserer Mitte, die wir in der Muttersprache finden: Abend ist in meinem Westen, Morgen ist in meinem Osten, also bin ich, wo es Mittag ist.

Ein Dreieck wohl, das meine Mitte definiert, wenn Heuss klug und wahr gesprochen hat, oder? Manche Dreiecke sind weniger trivial, als man zunächst denkt. Manchmal findet man nämlich eine vierte Ecke. Nun gut. Egal...


Also angeschnallt! Aber wann? Wann wurde im Bereich dieser Mitte – wie viele Ecken und Kanten sie auch haben mag - begonnen, Geschichte auf zu schreiben? Es scheint mit der Geschichte der Pharaonen begonnen zu haben, ungefähr vor 5000 Jahren. Geschrieben wurde die Chronologie der Pharaonen. Als Vordergrundgeschichte wird die Schöpfung erklärt. Von den beiden sehr unterschiedlichen Schöpfern Amun und Ptah unterlag der Interessantere. Dem "Schöpfungsmythos von Memphis" zufolge sprach Ptah die mit dem Herzen gebildeten Gedanken laut aus und erschuf so das Universum, den Kosmos, die Welt. Unter allen anderen göttlichen Schöpfern trat er deshalb eher als "geistiger" Schöpfer hervor. Denn der Hauptaspekt des Schöpfungsmythos von Memphis war, dass Ptah allein durch die Macht der Worte, dadurch, dass er die Namen von Mensch und Tier laut aussprach, die Welt erschaffen hat. Er hat sich aus sich selbst erschaffen und trug den Beinamen „Vater der Götter, von dem alles Leben ausgeht“.


Das scheint doch sehr ursprünglich als Quelle meiner Mitte nach dem abendländischen Selbstbild zu klingen. Auf dem Cover der LP Aqualung der Gruppe Jethro Tull steht sinngemäß: Am Anfang schuf der Mensch Gott und er schuf ihn nach seinem Ebenbild.

Dafür hätte man Herrn Anderson vor 500 Jahren gefoltert, ermordet und verbrannt. Bob Dylan formulierte mit mehr Vorsicht: Am Anfang gab der Mensch all den Tieren Namen. Damit war Robert Zimmermann knapp dem Schicksal entronnen, von wütenden Professoren des NWC im Johanna See ertränkt worden zu sein.


Ptah entspricht der Erkenntnis, dass das Bewusstsein mit dem Umfang an Begriffen und der Zuordnungen dieser Begriffe zu konkreten Dingen wächst und großes Wissen der Schlüssel zu großer Macht ist. Folgerichtig bemühten sich die Pharaonen massiv darum, die Erscheinungen der Welt zu verstehen, indem sie die Naturwissenschaften förderten und einmal erlangtes Wissen schriftlich konservierten.

Wir starten also mit Ptah um 3000 vor Christi Geburt ungefähr hier. Auch, wenn es jetzt gedankliche „schon wieder!“ hagelt. Es ist die Wurzel des Baumes der Erkenntnis von Macht und Ohnmacht. Wir brauchen diese Wurzel, um sicher zu gehen, dass uns das NWC einen Weg beleuchten wird, die Koordinaten des Vierzehn-Ecks aus dem Kapitel 4 namens Polygonismus zu finden. Und wie sollten wir entscheiden, was dieses Ding so ungeheuerlich frech, gefährlich und bedrohlich wirken lässt, wenn wir nicht wissen, was es ist? Und wie sollen wir heraus finden, was es ist, wenn wir nicht wissen, wo es ist? Und wie alt?

Oh je.

Die Antwort ist in einem ungeheuerlich witzigen Detail der christlichen Intelligenz-Kaserne am Ufer des Sees der gescheiter-verbrannten Jungfrau versteckt. Um sie zu erkennen, hilft es, sich die Entwicklung des Gottes des Moses im Sinne seines Schwiegervaters gedenkender Felsmusiker zu vergegenwärtigen: Wissen ist Macht – Vermögen bedeutet Herrschaft. Snofru ließ eine Pyramide mit 4 gleichseitigen Dreiecken planen und scheiterte an der zu großen Steigung der Seitenwände, die instabil waren in der angewandten Technik. Das Werk wurde während des Baus zweimal im Plan nach gebessert und schließlich mit Knick fertig gestellt. Am Ende kannte man zwei Steigungswinkel, die man nicht beherrschte. Und einen ziemlich flachen, den man geschafft hatte. Mit dem Erreichten baute man gleich noch die Rote Pyramide. Man tastete sich also tatsächlich sehr mühsam an das heran, was man eigentlich im Sinne gehabt hatte. Und nebenbei eroberte man, versklavte man, wuchs man und gedieh. Und das Wissen wurde rationiert, nur Auserlesenen gewährt und zum elitären Instrument. Auf dem Fundament des Slogans von Ptah: was du sprichst wird zur Wirklichkeit, Schöpfung ist ein Akt der Benennung der Erscheinungen.

Das NWC betreibt mit viel Aufwand und großem Engagement einen christlichen Radiosender und erreicht damit sehr viele Menschen. Das muss man sich wirklich geben und auf der Zunge zergehen lassen: die christliche Universität am Johanna See hat sich einen Radiosender aus Florida gekauft, um ihre Studenten mit in Popmusik gewickelten Bibeltexten zur Hochschulreife zu führen. Die Techniken werden feiner, die Idee bleibt dieselbe: Ich erschaffe eine Wirklichkeit durch herbei Reden, Missionieren, Predigen. Es liegt sehr viel Zeit zwischen den Priestern des Schöpfers Ptah und den Moderatoren des Schöpfers Jah. Indes – die Methode funktioniert. Die Koordinaten des Quattuordecimgons findet man, sobald man das pfiffige Versteck dafür im Northwestern College entdeckt hat. So möge denn das gleißende Licht den Weg erhellen für uns Pilger. Und wenn es dann für die korrekte Verschwörungstheorie immer noch nicht ganz reicht, dann ist dieses Zeichen ein Gut. Wir können nämlich noch viele spaßige Zusammenhänge beleuchten, ehe wir das ganze Ausmaß des Schlammassels über die bloße Hypothese hinaus zur Theorie formen. Aber zunächst wäre schon die Kenntnis des Ortes wertvoll, an dem sich der Schlüssel zur Polygonismus-Verschwörung befindet. Und wie findet man nun in diesem Haufen unausgegorener Informationen den gesuchten Schlüssel? Nun: Ptah erschafft die Welt, indem er die Namen der Gegenstände laut ausspricht. Auch Radiosender haben Namen. Wenn es Pilger des einen und einzigen Gottes Ptah oder dessen Sohnes Jahwe oder dessen Sohnes Jesus oder dessen Sohnes Allah waren, die das Vierzehneck aus der Polygonismus-Verschwörung angelegt haben, dann ... dann ... dann heißt der Ort sicher auch irgendwie zum Rest passend.


Oh, ich möchte noch ein Irrlicht löschen, ehe es Schaden anrichtet. Es gibt in der Geschichte freilich mehrere Implikationen zu allem Möglichen. Man könnte zum Beispiel denken, NYWTC als gebräuchliche Abkürzung für die twin towers in New York (nicht die in Wien, Kuala Lumpur oder Istanbul), welche 9/11 anno domini 2001 abgerissen wurden, verriete in der korrekten Beziehung zum NWC in den twin cities den gesuchten Ort. Ich meinte hier aber eine andere Spur, obwohl ich nicht sicher sein kann, ob nicht dieses Irrlicht auch letztendlich auf die Lösung trifft.